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Date Posted: 01:23:07 12/31/01 Mon
Author: cold_soul
Subject: liebe - oder das prinzip hoffnung

sers,

wie so viele anderen studenten habe ich auch gerade ferien. eigentlich sollte ich entspannen und meiner freizeit fröhnen. nur leider wird mir derzeit wieder allzusehr bewußt, wie grau, nichtig und sinnlos mein leben ist, wie ersetzbar ich bin. während den letzten paar wochen habe ich mich absichtlich durch mein studium betäubt, wußte ich doch genau, dass ich so am besten abschalten kann und vorallem meine gedanken nicht mehr ohne halt im kopf umherspuken, sondern sich am lernen festhalten können. tja, aber genau dass funktioniert derzeit nicht ganz, zudem wird mir noch in der 'staaden' und 'gmidlichen' zeit zwischen weihnachten und silvester zu quälend vor augen geführt, wie einsam und ohne liebe ich vor mich hinvegetiere.

ich wurde noch nie geliebt und jedesmal, als ich versuchte, jemanden zu liebe, ist es kläglich gescheitert.
ich hatte noch nie echte geborgenheit gespürt, sondern lebe seit kindesbeinen auf in einer absoluten körperlichen isolatio: habe im prinzip noch nie einen mensche echt 'gefühlt', ausser ein paar umarmungen und das übliche händeschütteln.
würde ein tierversuch unter ähnlichen bedingungen durchgeführt, es würde sehr wahrscheinlich über kurz oder lang mit dem tod des 'versuchskaninchens' enden: einem jungen tier wird ziemlich bald die mutter weggenommen, der vater kümmert sich nicht wirklich um sein kind, jeder unmittelbaren kontakt mit artgenossen wird ab einer bestimmten 'nähe' verhindert. zum oberflächlichen überleben bekommt das versuchstier dagegen alles, neben essen auch beschäftigung und hin und wieder ein paar 'muntermacher'-pillen.
genauso ergeht es mir und dementsprechend fühle ich mich. oberflächlich habe ich ein perfektes leben, keine direkten oder unmittelbaren probleme, alles läuft wie am schnürchen: bin eigenständig, das studium läuft gut, habe eine handvoll freunde und eine menge interessen (vorallem weggehen). soweit kann ich mich wirklich glücklich schätzen und ich weiss, dass ich schon lange gescheitert wäre, wenn ich nicht mal dies hätte. aber viel mehr besitze ich auch nicht, hinter der schönen und glänzenden oberfläche fängt sofort die totale und vernichtende einsamkeit an und damit die ständigen fragen:
warum lebe ich?
für was lebe ich?
wie lange lohnt es sich noch, alle probleme, schmerzen und qualen hinzunehmen?
wird sich nie etwas ändern?

definitive antworten gibt es darauf nicht, doch würden diese fragen weniger schmerzen, könnte ich endlich sagen: ja, es gibt einen menschen auf dieser welt, der sich auf mich verläßt, der auf mich zählt, der mich schließlich auch liebt.
mir ist klar, dass liebe zeitlich begrenzt ist, sie vergeht manchmal schneller als man denkt, dass habe ich schon oft in meiner umgebung gesehen. andererseits gibt es genügend glückliche paare, die einem eigentlich noch hoffnung auf besserung geben und den glauben an wahre liebe bestärken.
gerade der illusion der wahren und echten liebe wurde ich beraubt, als enttäuschter und verbitterter pessimist bin ich schon fast der überzeugung, dass die menschen im grunde grausam sind und die welt an sich böse.
dennoch kann ich nicht ganz das prinzip hoffnung verleugnen, ohne dies hätte ich schon lange meinem leiden ein ende bereitet. aber auf was soll ich hoffen? dass endlich mal ein mädel auf mich zugeht und mir ihre liebe zeigt? ich weiss nicht so ganz, ob ich noch an dieses wunder glauben soll, dazu lebe ich schon zu lange und komme mit genügend leuten in kontakt. den entgegengesetzten schritt, dass ich wieder einer meine liebe zeige, werde ich so schnell nicht mehr 'alleine' gehe, das war bis jetzt zu schmerzhaft und hat zu keinem ergebnis geführt. so bleibt mir eine sehr passive rolle übrig: zu warten.
aber wie lange noch, langsam verliert mich mein mut zum leben, jeden tag wird das 'prinzip hoffnung' durch negative erfahrungen gefährdet. weiter mache ich eigentlich nur, weil es anscheinend genug menschen um mir herum ähnlich geht, die warten und irgendwann ihr glück und ihre liebe finden. andererseits leben sie nicht mein leben, habe andere und meist wohl bessere erfahrungen gemacht, vielleicht wurden sie schon mal geliebt. damit können sie mit 'liebe' geschickter umgehen, kennen sich in ihrem wesen aus und wissen auch, dass sich das leben nicht nur um liebe dreht, sondern dass man für eine zufriedene existenz eben auch alles andere braucht: job, studium, schule, freunde, interessen und nicht zuletzt auch geld.
doch wie soll ich mich in der 'liebe' auskennen, wenn ich sie noch nie erlebt und gespürt habe. damit ist es für mich schwer, sie auch richtig und passend zu 'geben', mit ihr umzugehen und ihren wert zu schätzen.
es ist wie ein teufelskreis: keine liebe erlebt -> pessimist -> schlechte 'ausstrahlung' -> bekomme keine liebe (wer will schon was von einem, der ständig und überall nur das schlechtest sieht).
habe oft genug versucht, selbst durch aktives handeln aus diesem teufelskreis auszubrechen, was nur zu noch mehr negativen erfahrungen geführt hat und mich zu einem noch verbitterten pessimisten gemacht hat.

ich will hier nicht leugnen, dass ich mir hin und wieder auch das gegenteil von meiner situation ausdenke: man ist wahrscheinlich genauso unglücklich, wenn man ausser liebe nichts anderes besitzt.

aber ein leben ohne jegliche geborgenheit und liebe ist für mich sinnlos und nicht lebenswert.

welche erfahrungen habt ihr mit 'liebe' gemacht?

was denkt ihr über meine einstellung zum leben? erwarte ich zuviel?


alles gute,

cold_soul

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