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Date Posted: 13:05:19 11/06/01 Tue
Author: Doc
Subject: Medizinische Fakten zum Erhängen
In reply to: K r i t 's message, "Re: Erhängter schien zu grinsen" on 00:28:10 11/01/01 Thu

>Mach dir keine falschen Hoffnungen. Vermutlich hast du
>nur kurz hinsehen können. Das was dir als "Grinsen"
>oder gar "Lächeln" erschien war mit Sicherheit kein
>solches.
>Die letzten Reflexe sind unwillkürlich und sicher
>keine solchen. Wie schaut dein Gesicht aus, wenn dir
>sehr plötzlich was sehr weh tut ? Probiers mal vorm
>Spiegel aus.
>
>K r i t

Verzeih, Krit, aber was Du sagst ist ein Blödsinn!

Mit dem Eintritt der Bewußtlosigkeit bzw. des Todes erschlafft die Muskulatur.
Es gibt im Antlitz von Toten keine "Gefühlsäußerungen", das ist unmöglich!
Was nicht heißen soll, daß wir nicht manchmal in einen Gesichtszustand eines Toten ein (für uns so erscheinendes) Gefühl "hineininterpretieren". Am häufigsten ist es das "ruhende", "entspannte", "wie schlafende" Antlitz.

Erhängte haben tatsächlich in den meisten Fällen ein "entspannt" und "friedlich" wirkendes Erscheinungsbild, manchmal findet man Verzerrungen durch die Einwirkung des Strangwerkzeuges (besonders wenn dieses seitlich befestigt ist).

Verzerrungen im Bereich der Gesichtsmuskulatur bei Toten sind sonst lediglich durch Verletzungen (z.B. Kieferbruch) oder den Eintritt der Totenstarre möglich, letztere ist jedoch auch nur ein physikalisch bedingtes Artefakt.

Also, keine "Gefühlsäußerungen" im Gesicht von Toten.

Zweitens: das mit dem Schmerz beim Erhängen ist relativ. Versuche an Freiwilligen (z.T auch Ärzte selber) und Unfreiwilligen (NS-Zeit) sowie das Studium von Videoaufzeichnungen von Selbstmördern haben gezeigt, daß der bewußt erlebte Vorgang des Erhängens (also der Druck des Strangwerkzeuges auf den Hals) nur wenige Sekunden dauert. Genaue Zahlen können nicht gegeben werden, da es individuell verschieden ist und von mehreren Faktoren abhängt, aber im Durchschnitt sind die Angaben zwischen 3 und 15 Sekunden.
Danach tritt Bewußtlosigkeit und Schmerzfreiheit ein.
Beweisend dafür sind u.a. auch die Tatsache, das viele Erhängte gefunden werden "mit noch einem Bein am Stuhl", also bewußtlos wurden, bevor sie ganz heruntersteigen konnten.
Leider wird dies Erhängen-spielenden Kindern oft zum tödlichen Verhängnis, aber auch Kinder welche z.B. an Rutschen hängenbleiben, verlieren praktisch sofort das Bewußtsein (der Tod tritt allerdings erst nach 3-5 Minuten ein, daher ist eine rasche Befreiung und Reanimation essentiell und oft erfolgversprechend!)

In diesem "relativ" kurzen Zeitraum von wenigen Sekunden, in dem man das "Würgen" des Strangwerkzeug spürt, sind die Ansichten über Schmerz geteilt. Es gibt sowohl Berichte über unangenehmes Ziehen und Brennen der Haut (einige Selbstmörder legen daher z.B. Tücher zwischen Halshaut unud Strang) als auch Berichte über angenehme Gefühle beim Erhängen. Letztere dürften wohl Ursache sein für das repetitive Selbsterhängen bei Masturbation, auch genannt "autoerotische Asphyxie". Auch hier sind jährlich zahlreiche Tote in Deutschland zu beklagen (laut Literatur hunderte pro Jahr in Amerika), die bei "Unfällen" bei der Selbstbefriedigung sterben (wichtiger rechtsmedizinischer Aspekt bezüglich Lebensversicherung!)

Als insgesamt häufigste Selbstmordart in Deutschland stellt Erhängen durch den hohen Letalitätsfaktor ein bedeutendes Problem in der Suizidverhütung dar.

Vom "Ausprobieren vor dem Spiegel" möchte ich aus oben genannten Gründen (rasche Bewußtlosigkeit mit danach fehlender Möglichkeit zur Selbstbefreiung, hoher Letalitätsfaktor) dringend abraten!!

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