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Date Posted: 16:57:22 11/08/01 Thu
Author: Morgenmuffel
Subject: Bedingungen: Ergänzung und Ausführung
In reply to: outsider 's message, "Unter welcher Bedingung waere das Leben lebenswerter (Umfrage) ?" on 05:02:09 11/08/01 Thu

Hallo outsider,

danke für die Arbeit, die Du Dir mit Deinen Umfragen immer machst.
Ich finde es gut, dass man durch Deine (und die von anderen usern) Fragen angeregt wird, über gewisse Dinge nachzudenken.
Gerade die Frage nach den Bedingungen kann einem ja u.U. aufzeigen, was man (auch nachträglich) ändern könnte oder was man vielleicht endgültig akzeptieren, loslassen muß, damit das Leben wieder erträglicher wird.

Bei der Beantwortung habe ich festgestellt, dass es eigentlich mehrere Antworten gibt, die alle wichtig sind. Klar konnte ich mich auf einen Hauptaspekt festlegen.
Dennoch hab ich das Bedürfnis,
a) die Liste um ein paar individuelle Aspekte zu ergänzen oder die erwähnten genauer mir anzuschauen
b) die Frage in den Raum zu stellen, was das für die Anderen für Bedingungen sind, wenn diese den Punkt "andere Bedingungen" angeklickt haben.

Zurück zu Deiner Frage: Unter welcher Bedingung würdest Du vermutlich deutlich weniger unter dem Leben leiden?
Es sind verschiedene Bedingungen, die zusammenspielen:
- der Hauptpunkt: auf ein gewisses Trauma in meiner Kindheit hätte ich gerne verzichten können
- vor meinem ersten Suizidversuch in meiner Jugendzeit haben Dinge eine Rolle gespielt wie extremer Schuldruck,
die Erziehungsmethoden meiner Mutter, das Gefühl, aufgrund anderer Erfahrungen (Trauma, Behinderung,...) ewig ein Außenseiter zu sein. Auch das hat mich geprägt, wobei diese vergangenen Ereignisse heutzutage keine Rolle mehr spielen.
- gesellschaftliche Aspekte dagegen sehr wohl. Ich nehme genau wahr, wie die "Normalos" Schwierigkeiten haben, mit uns Andersdenkenden umzugehen. Wie sie es kaum aushalten, weil sie sich sonst selber hinterfragen müßten und drum lieber alles dransetzen, dass wir mundtot gemacht werden und wieder klaglos ins System paßen.
Wie sehr auch die Lebendigkeit für die Anderen eine Gefahr ist, weil sie dann merken, dass sie zwar "normal" sind, aber innerlich schon tot.
- Wie gehen Freunde, Bekannte und Verwandte damit um? Wollen sie sich drauf einlassen, dass
a) ich mich verändert habe, weil ich auf meine Mir-gehts-immer-gut-Maske verzichte, also nun auch Trauer, Wut, Verzweiflung zeige
b) sie sich ihre eigenen Ängste anschauen und nicht mich am liebsten in eine Klinik stecken würden, damit sie nichts davon mitkriegen und ich dann nach (möglichst kurzer Zeit) "repariert" wieder komme
c) dass sie es nicht persönlich nehmen dürfen, wenn ich monatelang "abtauche" und dann anfangen zu klammern
- Ich würde desweiteren dringend andere Angebote brauchen, was die Therapie betrifft. Da ich weder mit Verhaltenstherapie noch Psychoanalyse klar komme und als Therapieziel Kreativität statt Funktionieren habe, muß ich mir meine intensive Therapie selber zahlen, was mich an die Grenzen meiner finanziellen Möglichkeiten bringt, also auch noch den Druck erhöht.
- noch etwas zum Thema Medizin und Therapie: immer wieder habe ich das Problem, dass die Ärzte und Therapeuten nicht ausreichend ausgebildet oder auf dem aktuellsten Stand durch Fortbildungen sind. Spezielle Kliniken haben endlos lange Wartezeiten. Dieser Punkt ließe sich unendlich ausbauen, das wär Stoff für ein eigenes Posting.
- eine Bedingung, die für mich bedeutend ist, ist die Freiheit. Für mich ist sie lebensnotwendig und ich fühle mich oft eingeschränkt. Zur Freiheit gehört
a) die äußere (davon hab ich schon ein paar Punkte hier aufgeführt) und
b) die innere, die ich mir gerade mühsam wieder erkämpfe.

Ich brech jetzt hiermit einfach mal ab, vielleicht habe ich an einem anderen Tag die Kraft die Dinge aufzuschreiben, die noch eine Rolle spielen oder gespielt haben.

Gruß, Morgenmuffel

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