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Date Posted: 13/09/05 23:16
Author: jackie
Subject: Re: aktuelle Erinnerungen...
In reply to: Igelchen 's message, "Re: aktuelle Erinnerungen..." on 10/09/05 1:01

hallo igelechen,

>Ist bei dir auch so, dass das "gestern" genauso "weg"
>ist, oder?

ja, ob nun gestern, vor einer woche, vor fünf jahren. ich weiss zwar noch, was ich gestern gemacht habe, aber ein gefühl habe ich nicht mehr dazu. und je länger es her ist, desto schwerer wird es auch mich zu erinnern, was ich überhaupt gemacht habe.

>Hab das ja sehr lange überhaupt nicht gemerkt, mir war
>nur aufgefallen, dass das "kann mich an die ersten
>12Jahre nicht erinnern" so nicht mehr stimmte
>irgendwie... aber hab das dann so stehen lassen und
>nicht drüber nach gedacht... kam erst so vor nem
>dreiviertel Jahr, als mir das wirklich bewusst wurde,
>weil ich mich intensiv damit beschäftigt hab.

mir ist es sehr stark in der ausbildung zur erzieherin aufgefallen. alle sprachen von ihren eigenen erinnerungen zu kindergarten- und hortzeiten, von ihren erlebnissen etc. ich konnte da nicht mitreden. und wenn man mich direkt gefragt habe, dann konnte ich nur unwissend mit den schultern zucken.

>Wo ich in den Kiga bin, weiß ich auch noch... auch,
>weil ich später, als ich älter war, da noch ab und an
>hin bin... Aber mit den Erzieherinnen fängts schon
>an... hab nur Bilder von denen in meinem Kopf, die von
>Fotos stammen. An die anderen Kinder kann ich mich,
>bis auf eins, auch nicht erinnern, und das eine Kind
>war mein damaliger "Schwarm". Ich weiß aber nur, dass
>es ihn gab und dass er schwarze Haare hatte... mehr
>nicht. Weder Namen noch sonst irgendwas.

ich habe nicht mal bilder im kopf. selbst die wenigen bilder aus dem kiga lösen keinerlei erinnerungen bei mir aus, ist so als würde ich kinderbilder einer fremden anschauen.
>
>
>>ich glaube nicht, dass das "normal" ist, also das das
>>alle menschen haben.

>Das weiß ich eben nicht, auch wenn ich schon glaube,
>dass es nicht normal ist. Wollte mal meinen Freund
>fragen, bin aber noch nicht dazu gekommen.
>Hast du deshalb schonmal wen "normales" gefragt?

ich bekomme es immer wieder mit, wie andere leute von früher reden, von ihrer kindheit, von ihren erlebnissen etc. auch in der therapie hat man mir schon öfters gesagt, dass das durch die dissoziationen kommt. also meine erfahrung zeigt mir schon, dass sich viele leute viel besser erinnern können als ich mich an mein leben erinnern kann.


>Ja, so gehts mir meist bei meinem Betreuer. Heute
>hatte er z.B. auch gefragt, wie ich der Termin bei der
>Thera war... meine Antwort: keine Ahnung. er: Waren
>Sie "nicht da"? ich: ja... Das ist schon seltsam
>irgendwie... Genauso, wie ich nicht sagen kann, was
>heute in dem Gespräch bei ihm genau gesagt wurde. Ich
>weiß nur, dass es mir hinterher ziemlich scheiße
>ging... und dass ich dann einkaufen bin... aber ich
>könnte nichtmal sagen, was genau ich gekauft habe,
>ohne in die Küche zu gehen.
>Weiß nicht, aber vielleicht war(ist?) das für uns
>normal, wie für Multis bestimmte Vorkommnisse lange
>Zeit normal sind... *grübel*

sicher ist es für uns "normal". wir kennen es nicht anders, kommen da nur drauf, wenn wir gezielt angesprochen werden auf irgendwas oder wenn wir mitbekommen, welche erinnerungen andere menschen haben. erst in dem vergleich fällt es ja auf, dass es bei einem selbst anders ist. therapeuten kennen das ja und können damit umgehen, aber in der erzieherausbildung habe ich schon gemerkt, wie irritiert manche waren, wenn ich gesagt habe, "keine ahnung, ich erinner mich nicht an meine kindergarten- und grundschulzeit". in diesen momenten wird mir immer klar, wie das leben an mir vorbei rauscht bzw. wie ich nur im moment lebe, nicht von schönen erinnerungen zerren kann. ich fühle mich dann so unvollständig. auch ist in solchen situationen, wo offensichtlich für andere ist, dass ich mich nicht erinnern kann, ein grosses schamgefühl da. ich empfinde es wohl sehr als makel in diesem moment.

>Sind dann aber nur Erinnerungen an Kindheit oder so,
>die du nicht wirklich haben wollen würdest und
>Erinnerungen z.B. an einen schönen Spaziergang in
>letzter Zeit schon, oder?
>Bei mir denke ich einfach, dass es im Moment "normal"
>und evtl. teilweise überleben(wie ich das Wort hasse,
>aber mir fällt grad kein anderes ein)snotwendig ist,
>dass Emotionen nicht da sind. Aber traurig oder so bin
>ich eigentlich nicht. Ich bin nur erschrocken, wenn
>mir mein Freund z.B. sagt, dass wir da und da schonmal
>waren, und ich mich partout nicht erinnern kann...
>oder wenn er mir sagt, dass ich dies oder jenes
>schonmal gesagt hätte, ich aber nichts davon weiß und
>sicher gewesen wäre, dass ichs noch nicht gesagt hätte.

ich denke, es war notwendig um schlimme erlebnisse zu überleben (ich glaube, dieser ausdruck trifft es eigentlich sehr gut). allerdings habe ich es so ziemlich bei jedem erlebnis, egal ob positiv oder negativ. allerdings habe ich bei jüngeren sachen noch erinnerungen, dass ich es gemacht/erlebt habe. aber es kommt mir unecht vor, wie ein traum, ich kann die situation nicht mehr nacherleben/nachfühlen. und wenn es eine geraume zeit her ist, dann vergesse ich es auch ganz. es gibt auch immer wieder dinge, woran ich mich gar nicht erinnern kann, auch wenn es erst gestern war. das irritiert mich noch mehr. aber das ist nicht so00 häufig. aber ich kann definitiv sagen, dass mir das nicht nur bei negativen sachen passiert, es kann auch was schönes oder unbedeutendes sein. das ist völlig egal.

>... aber traurig machts mich eigentlich nicht...
>wobei das auch damit zu tun haben könnte, dass ich
>Gefühle wie Traurigkeit, Angst, Ärger, Wut nicht oder
>nur sehr selten spüren kann, sondern diese gleich(nach
>ner viertel Sekunde oder so) automatisch
>"verschwinden", ich dann zwar weiß, dass ich traurig,
>wütend, ärgerlich usw. bin, aber keinen Zugang dazu
>habe.

die gefühle des moments sind immer da, die sind bei mir nicht weg. also ich kann jetzt schon sagen, wie es mir geht. aber ich kann nicht sagen, wie ich mich gestern gefühlt habe.
das fühlen der letzten vier wochen kann ich nur als tendenz abgeben, ganz okay waren sie. aber ob es da schwankungen gab, welcher tag besser, welcher schlechter war, ob ich gar mal depri war oder so, das weiss ich nicht mehr. und was davor war, keine ahnung. kann nicht mal sagen, ob es okay war von der tendenz her oder nicht.

>Kann ich mir gut vorstellen... Ich habe eigentlich gar
>keine Erinnerungen an früher, habe nur drei Bilder,
>die im Laufe der Zeit hoch kamen und sich mit dem
>Wissen, das ich von damals habe, ergänzen. Aber da
>zweifle ich, denke ich, noch mehr, als wenn ich
>Erinnerungen hätte...
>Außerdem noch nen Alptraum, den ich da aber ganz
>anders einordne, weils halt "nur" ein Traum ist/war...
>Wie heißt es so schön?! Gibt halt nur Indizien und
>keine Beweise... Und da ich ein sehr logisch denkender
>Mensch bin, haben Indizien für mich eigentlich keinen
>Wert...

ein paar mehr bilder/erinnerungen habe ich schon als du, aber auch vereinzelt, verstreut über die jahre. und sie fühlen sich unwirklich an, wie ein traum. ja, keine beweise, nur indizien, sehr treffend ausgedrückt. ich glaube, das ist bei uns sehr ähnlich.

>Wie schon gesagt, es ist komisch und irritiert mich
>auch... einige Zeit hatte ich auch die Befürchtung,
>multipel zu sein, aber das hab ich hinter mir lassen
>können. Meist passiert das aber in Gegenwart meines
>Freundes, der ja um meine Probleme weiß und daher ist
>es kein Problem, oder es passiert bei meinem Betreuer
>oder der Thera, wo es immer noch komisch ist, auch
>wenn beide wissen, was los ist. Da bin ich dann meist
>verlegen, wenn es zum Thema wird.
>Ansonsten ist es mir nicht passiert bisher, glaube
>ich, oder ich schaffs dann gut, das zu überspielen.
>Wo ich manchmal erstaunt bin, dass es auf Arbeit nicht
>auffällt, weil "ich" da ja nicht arbeite, sondern nur
>mein Körper, und "ich" hinterher auch nicht genau
>weiß, was in der Zeit passiert ist und so... Aber
>dadurch, dass ich nicht privaten Kontakt zu
>Arbeitskollegen/Innen habe, geht das. Denke, wäre
>schwieriger, wenn da auch noch außerhalb der Arbeit
>Kontakt wäre.
>Bisher beschränkt sich der Kontakt halt auf die Arbeit
>und in der Umkleide, manchmal auch noch bis zur
>S-Bahn, aber da ich meist auch den ganzen Heimweg
>"weg" bin, gehts...
>Naja... *hm*... ich hoffe aber auch, dass es
>irgendwann mal besser wird...
>Wie gehst du denn damit um? Also außer, dass es dich
>traurig macht und so? Und wie geht deine Umwelt damit
>um?

ich verdränge es ganz gerne, nehme es irgendwie hin. die hoffnung, dass es mal anders wird habe ich nicht mehr so wirklich. es ist halt nie anders gewesen (glaube ich). lela kann da sehr gut mit umgehen, das ist kein problem. freundeskreis, familie nehmen es so hin ohne kommentar. auf der arbeit merkt es wohl keiner, ich rede nicht viel. mache meinen job und gehe anschliessend heim, private kontakte habe ich dort nicht. mittlerweile bin ich gut eingearbeitet, weiss wie was geht. am anfang bin ich ganz schön ins schleudern gekommen. ich wusste zb. das ich die arbeit gestern gemacht habe, wusste aber absolut nicht mehr, wie das ging, da ich mich nicht daran erinnern konnte. ich wusste halt nur, dass ich es schon ein paar stunden gemacht habe. habe dann halt nachgefragt, ob man es mir noch mal zeigen kann. in solchen momenten bin ich immer froh, dass ich nicht die gedanken der anderen lesen kann. die arbeit war recht simpel und ich hatte sie schon ein paar stunden gemacht, ist schon merkwürdig, dieses am nächsten tag gar nicht mehr zu können (ich wusste nicht mal mehr in welches programm ich rein musste). aber ich probiere dann auch dieses zu überspielen. so gelingt es mir ganz gut. schlimm war es halt in der erziherausbildung, da dort u. a. auch die eigene kindheit thema war. die fehlenden erinnerungen dann zu überspielen, das ist schon schwer. sich was ausdenken ging auch nicht, zwei aus meiner klasse waren schon mit mir im kindergarten. das wäre dann doch aufgefallen. ich hatte damals das gefühl, das die leute glaubten, ich wolle mich nicht beteiligen. dabei konnte ich einfach nicht. also ich hatte das gefühl, mir würde nicht geglaubt werden, dass mir die erinnerungen fehlen. war eine ziemlich üble situation, besonders weil ich sogar eine schlechte note deswegen bekommen habe (fehlende beteiligung am unterricht). meine aussage "ich kann mich nicht an die zeit erinnern" wurde halt nicht geglaubt sondern als desinteresse ausgelegt. seitdem gebe ich mir noch mehr mühe, es zu überspielen. damit es gar nicht erst gemerkt wird. es geht immerhin so gut, dass ich nicht darauf angesprochen werde (ausgenommen lela), ob die einzelnden was merken weiss ich nicht. in der therapie kann ich das allerdings nicht überspielen, aber da ist es auch okay. peinlich und unangenehm ist es mir ausser vor lela vor jedem.

*wink und grüsse schick*
jackie

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