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Date Posted: 15:25:53 09/27/02 Fri
Author: Much40
Author Host/IP: zdeprxpro02.zdem.compaq.com / 161.114.126.51
Subject: Der Abschiedsbrief

Gestern schrieb ich diesen Abschiedsbrief. Es ist ein weiterer Schritt zum letzten Ausweg. Diesen Brief hab ich jetzt gespeichert, und ich brauche ihn bei Bedarf nur mehr ausdrucken. Er ist an meine Frau u.meine 3jährige Tochter gerichtet.
Zeitpunkt, Ort, Methode stehen noch nicht fest. Ich bin 40 Jahre. Seit meiner Kindheit geistert der Suizid in meinen Gedanken herum. Immer in der Hoffnung, es wird irgendwann besser werden. Aber trotz erfolglosen Therapien verschlechtert sich der Zustand.
Ich will diesen Scheiss nicht weitere 40 Jahre mitmachen müssen. Das ist kein Leben f. mich. Nur ein kurzer Augenblick, und alles wäre vorbei. Oder es dauert endlose weitere Jahre voller Schmerz bis zu meinem natürlichen Tod. Das dauert mir zu lange.
Sorry.


Abschied, 26.9.02

Liebstes Sterndl,

Ein letztes Mal sag ich nochmals Sterndl zu Dir. Tut mir so leid, dass ich das die letzten Jahre nicht mehr zu Dir sagte. Aber irgendwie verkam in letzter Zeit ja doch nur mehr alles zu Floskeln zwischen uns beiden.
Ich gehe von dieser Welt. Es tut mir so leid, entschuldige bitte, aber ich sehe keinen Ausweg mehr für mich. Hier habe ich nichts mehr zu suchen. Ich war auch nie für diese Welt geboren. Mein ganzes Leben war einfach immer eine irrsinnige Anstrengung für mich. Nichts gelang mir leicht. Alles war so mühsam. Sogar das Weggehen von hier fällt mir so schwer. Aber es muss jetzt endlich sein. Mit dem Gedanken lebe ich ja schon viele Jahre. Der Erfolg der Therapie liegt darin, dass ich jetzt endlich eine Entscheidung getroffen habe. So gehts nicht mehr weiter. Das ist die Entscheidung.
Es ist nicht nur der Job. Der trägt sicher eine Hauptschuld an meiner Entscheidung. Aber das alleine ist es nicht. Was würde eine Kündigung bringen? Nur dass ich wieder in eine neue Firma eintrete, und nach einiger Zeit Bin ich wieder in der gleichen Scheisse wie jetzt. Bis jetzt bin ich noch in jedem Job, den ich hatte, im Endeffekt in der Scheisse gelandet. Es ist alles meine Schuld: Ich bin zu schwach u. zu weich für diese Welt. Und ich fühle mich nicht anerkannt. Ich fühle mich ignoriert, unakzeptiert, belächelt, nicht ernstgenommen, man lässt mich nicht ausreden, Keiner hört mir zu, fühle mich ausgenützt, ungeachtet und unbeachtet. Das ist im Büro so, bei Freunden u. Bekannten und auch in meiner und Deiner Verwandtschaft ist das so. Die, die mich noch am meisten beachten, seid Ihr beide. V. und Du. Bitte sag der V. nichts davon, was ich heute gemacht habe. Bitte sag es ihr erst, wenn sie erwachsen ist. Ich hoffe, ich habe ihr nichts von meiner schwarzen Seele vererbt. Sonst ist sie arm dran. Du weisst nicht, was es heisst, an überhaupt nichts mehr Freude zu haben. Ist ja auch klar: MO-FR im Büro, einen Job machen der mich ankotzt. Nur fürs Wochenende zu leben ist mir zu wenig.
Ausserdem bin ich ein totaler Versager. Mit meinen vielen Talenten hätte ich es zu was bringen sollen. Ich habe vollkommen versagt. Irgendwie hat sich in meinem Leben immer alles gegen mich gestellt. Ein Wunder, dass ich überhaupt soweit gekommen bin.Ich hätte diesen Schritt schon längst machen müssen, bevor ich Dich kennenlernte. Dann hätte ich niemandem einen Schmerz verursacht. Der Preis dafür, dass ich solange damit gewartet habe, ist der, dass ich jetzt ein psychisches Wrack bin, und dass ich Euch beide und auch Deine Familie damit sehr stark verletze. Aber wenigstens kam ich endlich zu einer Entscheidung.
Es kommt ja sicher nicht so überraschend. Irgendwie musstest Du ja damit rechnen. Gesprochen habe ich ja schon öfters davon. Leider fand ich nirgends WIRKLICHE Hilfe.

Sorry, aber es muss sein. Wenn Du das liest, geht es mir auf jeden Fall besser. In dieser Welt wäre ich nie mehr glücklich geworden, und dann hätte ich auch die V. mit meinem Unglücklichsein angesteckt. Glaub mir, es ist besser so.
Sag der V., dass ich jetzt bei den Sternen oben bin, und dass ich immer auf sie runterblicken werde. Ich hoffe, sie wird irgendwann trotzdem etwas stolz auf mich sein. Bitte sieh zu, dass sie ein Instrument lernt. Das wär so ein grosser Wunsch von mir. Ich hoffe sie erreicht in ihrem Leben einmal viel mehr als ich. Lasse sie nie die Handelsschule machen. Diese Scheiss Schule! Dadurch bin ich hier gelandet. Und lasse sie nie einen Bürojob machen!Das sind lauter Vollidioten dort! Sind in jeder Firma gleich! Schleimen Schleimen Schleimen, das ist das einzige Kunststück, das dort beherrscht wird.
Ich glaube, dass V. sehr sensibel ist. Damit sind die besten Voraussetzungen gegeben, dass auch sie es nicht immer leicht haben wird im Leben. Dafür wird sie sicher künstlerisch sehr begabt werden, da bin ich mir ganz sicher.
Grosse Künstler zeichnen sich durch grosse Sensibilität aus. Bitte fördere jedes Talent, dass Du in ihr siehst.
Entschuldige, wenn ich mir in diesem Brief was wünsche. Ich weiss, dass ich dazu hier nicht das Recht habe. Ich weiss auch, dass Du mich hassen wirst dafür, dass ich Euch das angetan habe, aber ich wurde in diesem Leben eh von niemandem wirklich geliebt, ausser von V. natürlich. Also bin ich es gewohnt auch gehasst zu werden. Obwohl Hass habe ich nie gespürt im Leben. Gehasst hat mich sicher niemand. Am schlimmsten ist aber, wenn man gehört werden will, und niemand hört einem. Niemand akzeptiert einem. Keiner hört einem zu. Das ist schlimmer glaub ich, als wenn man gehasst wird!
So, ich will es nicht allzu lange machen. Glaub mir bitte, diese Entscheidung ist so schwer für mich! Aber ich kann leider nicht aus meiner Haut raus. Ich versuche das jetzt seit 20 Jahren, dass ich endlich aus meiner Scheisse rauskomme. Als letztes Hilfsmittel machte ich die Therapie. Die war für`n Hugo! Ich komme nicht weg von meinen Hemmungen, Ängsten, Unglücklichsein etc.. Und meine Umwelt ist mir dabei halt auch keine Hilfe. Vielleicht habe ich die falschen Freunde u. Bekannten, den falschen Job, die falsche Firma, vielleicht habe ich auch die falsche Frau. Ich weiss es nicht. Besser wäre gewesen, ich wäre nie geboren worden (das bemerkte ich schon als Kind).
Es musste einfach so enden. Das ist eine logische Konsequenz und eine Folge von meinem Scheiss-Leben. Einem gescheiterten Leben. Die V. ist mein ganzer Stolz!
Trotzdem:
"Freiheit heisst nur, dass man gehn kann wenn ma will" (W. Ambros-Heite drah i mi ham)
Tut mir so leid. Gerne hätte ich die V. ranwachsen sehen. Es soll halt nicht sein. Schade.
Um mich ist nicht schade. Euch werde ich anfangs abgehen, aber das wird sich bald legen. Während der Woche war ich ja eh nie zu Hause. Und zu den Wochenenden, hab ich mich ja auch viel zu wenig um Euch gekümmert. Immer war ich MIR wichtiger. Ich bin halt leider auch keiner richtiger Familienmensch. Das ist alles vererbt. Mein Vater war schon ein ungeliebtes Kind. Ich war es auch. Die V. hatte ich zwar total lieb, aber ich gab mich auch viel zu wenig mit ihr ab.

So, jetzt ist Schluss. Gib V. einen dicken Kuss von mir, ich habe sie so lieb, ich weine jetzt grade soviel, ich will Euch nicht verlassen, aber ich muss! Das zukünftige Leben brächte mir nichts mehr. Leider. Ausser Pension. Und das dauert mir zu lange.

Ein allerletztes Bussi an mein liebes Sterndl. Ich habe Dich sehr lieb!
Leb wohl!

Dein M.

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