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Date Posted: 12:28:40 10/11/01 Thu
Author: Morgenmuffel
Subject: Re: Was ist Realitätsverlust?
In reply to: outsider 's message, "Re: Was ist Realitätsverlust?" on 03:16:01 10/07/01 Sun

Hallo outsider,

nachdem ich ein paar Tage lang überhaupt nichts mehr posten konnte und dann vorgestern meine fertige Antwort auch noch in den virtuellen Orbit geschickt hab, kommt meine Antwort ein wenig verspätet und nun auch nicht mehr in der einstigen Ausführlichkeit. Du wirst also mit einer etwas lückenhaften Antwort konfrontiert.
Deine Fragen haben mich schwer beschäftigt und ich musste mir erst mal darüber klar werden, wie mein eigenes Verhältnis zur „Realität“ ausschaut. Diese Einsichten will ich aber nicht in aller Öffentlichkeit darlegen.

>Ich meinte nicht, dass die Wahrnehmungen verschiedener
>Menschen identisch sein muessen. Aber sie sollten
>"ungefaehr" uebereinstimmend sein. Wenn zum Beispiel
>jemand Regen wahrnimmt, dann sollten auch andere
>Menschen bemerken koennen, dass Wassertropfen aus
>Wolken fallen.

Dem stimme ich voll zu.
Hierbei handelt sich aber um die Materie.
Und da ist das Erkennen und Verarbeiten von Reizen noch relativ einfach.
Schwieriger wird es dagegen, wenn es sich um weitaus differenziertere Wahrnehmungsprozesse handelt:
z.B. um Wahrnehmung von Verhaltensweisen anderer, um Gesprächsinhalte, um Beziehungsaspekte von Dingen und Lebewesen, allein schon um Gesichter.
Und noch komplizierter wird es sogar, wenn es um soziale Aspekte geht, um Kommunikation, um Gefühle, um philosophische Inhalte etc.

Ich geh jetzt mal davon aus, dass wir alle gemeinsame Grunderfahrungen haben (oben, unten, vorne, hinten, nass, warm, kalt,...). Das bezeichne ich jetzt mal als sog. Wirklichkeit.
Und dann gibt es noch unser Konzept davon. Wir interpretieren aufgrund dessen (Gefühle, Denken) diese Wirklichkeit. Und zwar jeder ein wenig anders.

>Aber wenn es gar keine allgemeine Realitaet gibt,
>sondern nur persoenliche Realitaeten, was genau sollte
>dann Realitatsverlust sein?
...
Zu was kann man hierbei
>den Bezug verlieren und was aendert sich dadurch?

Den Bezug zur „Realität“ kann man also darum nur auf konzeptioneller Ebene verlieren.
Wenn es also um die Interpretation der Wirklichkeit geht.
Und das schaut bei jedem Menschen anders aus.

Folgendes darf man bei diesen Überlegungen übrigens nie aus den Augen verlieren:
Von welcher Seite gehe ich aus?
- von der Seite des Betrachters oder
- von der Seite dessen, der es grad erlebt?

Gruß, Morgenmuffel

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