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Date Posted: 02:11:49 10/06/01 Sat
Author: outsider
Subject: Re: Was ist Realitätsverlust?
In reply to: Lioness 's message, "Was ist Realitätsverlust?" on 19:39:16 10/05/01 Fri

Es wundert mich, dass bisher keiner diese Frage gestellt hat. Bei der Einrichtung des Forums diskutierte ich lange mit Janosch, ob und wie wir dies in den Header des Forums aufnehmen. Die Formulierung stammt von ihm, vielleicht sagt er selbst noch einiges dazu.

>Dieser Satz macht mich neugierig. Was ist Realität?
>Was ist Realitätsverlust?

Realitaetsverlust wuerde ich bei folgenden Gegebenheiten "diagnostizieren":

- Unfaehigkeit zwischen Wahrnehmungen zu unterscheiden, die auch fuer andere Menschen real sind und solchen, die nur fuer denjenigen selbst wahrnehmbar sind
- Unfaehigkeit Tatsachen zu erkennen
- Unkenntnis der Folgen bestimmter Handlungen

>Wann würdet ihr meinen, daß
>ein Mensch nicht unbedingt sein Leben beenden, sondern
>lieber pscychotherapeutische Hilfe in Anspruch nehmen
>sollte?

1. Wenn er eigentlich leben will und faehig und willens ist, fuer dieses Ziel vorerst weiterzuleiden


2. Wenn er nicht dazu faehig ist, seine Situation richtig zu beurteilen.

Beispiel 1: Jemand sieht grauenhafte Monster, fuehlt sich von ihnen verfolgt und gequaelt (und kein anderer kann diese wahrnehmen). Selbstverstaendlich hat auch ein daran leidender Mensch das Recht, diese Qualen durch Suizid zu beenden. Vermutlich gibt es einige, die sich nur dadurch erloesen koennen. Aber wichtig ist, dass der Betreffende weiss, in welcher Situation er ist - erkennt dass dies Halluzinationen sind, die in vielen Faellen behandelt werden koennen und es somit moeglich ist, dass er nach einiger Zeit von diesem Leid befreit leben kann. Ist ihm dies bewusst, so sollte man ihm die Entscheidung nicht abnehmen wollen. Ich wuerde allerdings zu einer Therapie raten, wenn derjenige dies bisher nicht versucht hat.

Beispiel 2: Jemand will sich toeten, weil er sich sicher ist, dass nach dem Tod ein besseres Leben beginnt. Natuerlich darf derjenige daran glauben, wichtig ist jedoch, dass er den Unterschied zwischen nachpruefbaren Tatsachen und Glauben erkennt. Es spricht nichts dagegen, ein leidvolles Leben in der Hoffnung, dass es nach dem Tod ein angenehmeres Leben gibt, zu beenden - aber das Wissen um die Moeglichkeit, dass dem nicht so ist, sollte vorhanden sein.

Beispiel 3: Ein Jugendlicher will sich toeten, weil das von ihm begehrte Maedchen seine Liebe nicht erwidert. Auch hier ist es zwar moeglich, dass derjenige sehr lange und intensiv darunter leidet, aber die meisten derer, die in dieser Situation waren, leiden nicht jahrelang darunter. Dies zu erkennen und sich genau zu ueberlegen, ob man diese statistisch gesehen gute Chance auf ein lebenswertes Leben aufgrund momentanem intensivem Leiden vergeben will, halte ich fuer wichtig.

>Woran unterscheidet man jemanden, der WIRKLICH
>ein wichtiges Motiv hat von jemandem, der in einer
>Krise steckt und 10 Jahre später sagen wird. 'Wie gut,
>daß ich es damals NICHT getan habe!'

10 Jahre Qualen sind bereits eine recht lange Zeit. Aber auch bei kuerzeren Zeitraeumen denke ich, dass es irrelevant ist, ob ein Suizidant spaeter froh gewesen waere, wenn er sich nicht getoetet haette. Wenn er die Moeglichkeit, dass dieser Zustand eintritt zwar erkannt hat (und die Wahrscheinlichkeit dafuer realitisch eingeschaetzt), jedoch sich bewusst gegen diese Chance und gegen das Risiko, dass dem nicht so ist, entschieden hat, dann ist seine Tat grundsaetzlich zu akzeptieren.

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