VoyForums
[ Show ]
Support VoyForums
[ Shrink ]
VoyForums Announcement: Programming and providing support for this service has been a labor of love since 1997. We are one of the few services online who values our users' privacy, and have never sold your information. We have even fought hard to defend your privacy in legal cases; however, we've done it with almost no financial support -- paying out of pocket to continue providing the service. Due to the issues imposed on us by advertisers, we also stopped hosting most ads on the forums many years ago. We hope you appreciate our efforts.

Show your support by donating any amount. (Note: We are still technically a for-profit company, so your contribution is not tax-deductible.) PayPal Acct: Feedback:

Donate to VoyForums (PayPal):

Login ] [ Contact Forum Admin ] [ Main index ] [ Post a new message ] [ Search | Check update time | Archives: 1234567[8]910 ]


[ Next Thread | Previous Thread | Next Message | Previous Message ]

Date Posted: Fri, December 04 2015, 18:12:09
Author: Paul
Subject: Wer nicht hören will, muß fühlen

Autor: Unbekannt


Wer nicht hören will, muß fühlen

"Au... Au..."
Sie spannte ihre Muskeln an, um die schmerzhaften Hiebe besser ertragen zu können.
"Au!"

Die Hitze stieg ihr ins Gesicht. So sehr sie sich auch auf die Lippen biss, es gelang ihr nicht, die Tracht Prügel stumm über sich ergehen zu lassen. Das nagte an ihrem Stolz.
'Ich weine nicht! Ich weine nicht! Ich stehe das durch!'
In ihrem Kopf war für keinen anderen Gedanken mehr Platz.
'Ich weine nicht! Ich weine nicht!'

Die Bilder laufen wie ein Film vor ihrem inneren Auge ab. Es war vor einer Woche gewesen. Ihr Mann hatte völlig überraschend im Stall auf ihre Rückkehr von einem Ausritt gewartet. In Gedanken versunken war sie die Hofeinfahrt hinaufgeritten, abgesessen und gerade im Begriff, das Pferd abzusatteln, als sie eine große Hand auf ihrer Schulter spürte. Erschrocken wirbelte sie herum - es war ihr Mann. Sein Gesicht wirkte angespannt, die dunklen Augen waren zu zwei schmalen Schlitzen zusammengepresst.

Es bedurfte keiner langen Überlegung, was sie wohl dieses Mal ausgefressen hatte. Nur zu gut wußte sie, daß sie ihre Reitkappe achtlos in eine Boxenecke gepfeffert hatte, statt sie beim Ausreiten zu tragen. Ist es nicht viel schöner, sich im Galopp übers Stoppelfeld den Wind durch die offenen Haare wehen zu lassen? Zweifelsohne ist es das, was ihren Mann jedoch wenig beeindruckte. Er wurde nicht müde, sie auf die Gefahr hinzuweisen, der sie sich in ihrem Leichtsinn aussetzte.

"Versorg dein Pferd ordentlich und komm dann umgehend in die Scheune!" wies er sie unmißverständlich an.
Betreten sattelte sie ab und legte ihrem noch ein wenig feuchten Pferd eine Abschwitzdecke über. Sie konnte sich gut vorstellen, was sie nachher erwartete. Als sie sich bückte, um ihrem Wallach die Hufe auszukratzen, spürte sie, wie sich die Reithose über ihren noch unversehrten Hintern spannte und in banger Erwartung der Strafe begann ihr Herz wild zu klopfen.

Nach einer zärtlichen Verabschiedung von ihrem Pferd machte sie sich widerwillig auf den Weg zur Scheune. Am Tor wurde sie bereits erwartet.
"Hol die Springgerte aus der Sattelkammer!" befahl er ihr knapp.
Widerworte und Betteln waren zwecklos, das wußte sie aus Erfahrung. Also ging sie in gemäßigtem Tempo zur Sattelkammer zurück. Sein Blick bohrte sich regelrecht in ihren Rücken, so daß sie ihre Schritte beschleunigte. Sie griff nach der Gerte und rannte zurück. Auf den letzten Metern wurde sie langsamer. Sie hatte Angst.

"Komm herein!" klang es aus dem Halbdunkel der Scheune.
Ihr Mann war in der Zwischenzeit nicht untätig gewesen. Zumindest sahen die Strohballen aus, als seien sie extra für eine Strafsitzung so arrangiert worden. Zögernd trat sie ein. Ihre Finger verkrampften sich um das Ding, mit dem sie gleich schlimme Schläge beziehen würde. Wortlos bugsierte er sie zu den Strohballen.

'Ich weine nicht! Ich weine nicht!' so hämmerte es in ihrem Kopf.
Nachdem er ihr zunächst die Hosen gründlich strammgezogen hatte, mußte sie sich zu allem Überfluss auch noch ganz entblößen. Die Strohhalme piekten unangenehm in ihre weiche Haut. Sie wand sich hin und her, was er mit ein paar besonders scharfen Hieben quittierte.

Irgendwann war es vorbei. Durch einen Schleier von Tränen sah sie sein besorgtes Gesicht. Seine Stimme war weich, aber entschlossen:
"Du hast meine Warnungen wiederholt in den Wind geschlagen. Du setzt mutwillig dein Leben aufs Spiel. Das lasse ich nicht zu!"
'Das lasse ich nicht zu. Das lasse ich nicht zu.'
Seine Worte hallen in ihrem Kopf nach.

Und jetzt, nur eine Woche später, liegt sie hier. Am Vortag beim Reiten gestürzt, mit einer leichten Gehirnerschütterung und zwei angebrochenen Rippen ins Krankenhaus eingeliefert. Was sie aber am meisten quält, ist ohne Zweifel ihr schlechtes Gewissen. Sie schämt sich. Traut sich nicht, ihrem Mann in die Augen zu schauen.

Draußen strahlt die Sonne von einem wolkenlos blauen Himmel herunter. Sie mag es nicht sehen. Warum kann es nicht regnen? Oder dunkel sein? Alle Schritte, die sich draußen auf dem Gang ihrem Zimmer nähern, treiben ihren Puls in die Höhe. Zum Glück eilen sie alle vorbei und entfernen sich wieder. Als wolle sie sich verstecken, zieht sie mit Mühe die Bettdecke höher. Sie schließt die Augen, stellt sich schlafend. Die Minuten schleichen dahin. Zäh.

Wird er kommen? Was wird er sagen? Bestimmt ist er böse? Wird er überhaupt kommen? Für einen Moment nickt sie ein. Schreckt hoch. Wo bin ich? Die Erinnerung setzt ein, sie schließt die Augen erneut. Die Zeit kriecht dahin. Eine Tür wird geöffnet und vorsichtig ins Schloss gezogen. Lange Schritte nähern sich ihrem Bett. Seine Schritte. Sie lauscht. Er legt etwas auf ihr Nachttischchen. Ein Buch? Er weiß, daß sie eine Leseratte ist.
'Als ob ich mich jetzt auf ein Buch konzentrieren könnte...'

Seine Hand liegt neben ihrem Kopf auf dem Kissen. Geht er wieder? Nein, die Hand bleibt liegen. Die junge Frau fühlt sich elend. Reue steigt in ihr hoch, treibt ihr die Tränen in die Augen. Er betrachtet sie und weiß, daß sie wach ist.
"Bitte, sieh mich an, Kleines."
Er klingt nicht wütend, nicht vorwurfsvoll. Nur traurig.

Ein Schluchzen bricht aus ihr heraus. Er nimmt ihre Hand, streicht ihr beruhigend übers Haar.
"Du darfst dich jetzt nicht aufregen, Maus. Du brauchst Ruhe."
"Bekomme ich Ärger?"
"Du meinst, ob du bestraft wirst? Verdient hast du es allemal und das weißt du auch. Aber darüber unterhalten wir uns, wenn du wieder zu Hause bist. Zuerst mußt du dich erholen und wieder ganz gesund werden. Deine Genesung hat oberste Priorität. Was dein Pferd sicherlich unterschreiben würde." lenkt er das Gespräch auf ein angenehmeres Thema. "Ich soll dir liebe Grüße von ihm ausrichten und dir einen Stups auf die Nasenspitze geben. Er vermisst dich."
Spitzbübisch grinsend fährt er fort:
"Ich übrigens noch mehr. Jedenfalls lässt mich dein Frechdachs ganz deutlich spüren, wen von uns beiden er lieber mag. Ich würde sagen, er hat da eindeutige Präferenzen."

Er schiebt seinen linken Ärmel hoch und gibt den Blick frei auf einen bläulich verfärbten Pferdekuss.

[ Next Thread | Previous Thread | Next Message | Previous Message ]

Post a message:
This forum requires an account to post.
[ Create Account ]
[ Login ]
[ Contact Forum Admin ]


Forum timezone: GMT-8
VF Version: 3.00b, ConfDB:
Before posting please read our privacy policy.
VoyForums(tm) is a Free Service from Voyager Info-Systems.
Copyright © 1998-2019 Voyager Info-Systems. All Rights Reserved.